Urlaubsbericht Norwegen 2008 21.06. bis 05.07.08

im schönen Haus Sjohageløo nahe Ulvik . Sind diesmal als Familie fast komplett Sabrina, Sebastian, Carmen und André.
Nur Hannes kann leider nicht mit von der Partie sein.

20.06.08/Abreise: gemütliches Frühstück gegen 6.00 Uhr

Anhänger ist vorgepackt, nur noch die Kleinigkeiten wie Lebensmittel, Reisetaschen etc. – passt.
Ich radle noch einmal schnell los wegen der frischen Brötchen, muss dann etwas hetzen und mit
offenen Schuhen ins Auto springen – wir wollen pünktlich ankommen (Fähre Saßnitz).

20.06.08/unterwegs: mehrmals Pipi-Stopp gemacht, dabei festgestellt, dass ein Rad vom Hänger eine dicke Beule hat und Luft verliert. Rad gewechselt – wir haben Zeit … Unterwegs Warnblinklicht und hupen der überholenden Fahrzeuge – hier stimmt was nicht, irgendwo fliegt Gummi durch die Gegend, also Stopp auf dem Standstreifen – zerfetztes Ersatzrad wieder gegen das Rad mit der Beule getauscht.

André auf einen noch offenen Reifenservice kurz vor Saßnitz aufmerksam gemacht – ignoriert – weiter gefahren – wir wollen die Fähre pünktlich erreichen. (ein grosser Fehler, wie sich im Nachhinein heraus stellt. Die Chancen den kleinen -8 Zoll- sicher nicht alltäglichen Reifen aufzutreiben waren sicher auf Rügen oder in Stralsund größer als in Schweden zu Mittsommernacht)

Fähre geschafft, Mittagessen, Sonnendeck, Shopping (ein Kissen, Kartenspiele, Gummitiere – die Kasse klingelt). Rommé gespielt und Kaffee (stark wie der Preis!) getrunken, ‚rumgealbert, kleinen Ausflug gemacht und Rettungsboote angeschaut (man weiß ja nie!).

Trelleborg – Mittsommernacht ist vom 20. auf den 21. Der sonst rührige Service an den Tankstellen hat überall geschlossen – neuer Reifen( wo
die Beule immer bedrohlicher wird) – Fehlanzeige. Auf einer Raststätte, kurz vor Lund – Pipi-Stopp, etwas essen und nebenbei noch einmal mit dem ADAC telefoniert, wie man zu einem neuen Rad kommen könnte. Eine Werkstatt/Abschleppdienst gefunden, der sein Bestes gibt, aber kein Ersatzrad oder -reifen auftreiben kann. Denke, denke, denke – Sabrinas Lösung: Umräumen wird umgesetzt. Wie Affen auf dem Schleifstein, die Fresskiste in der Mitte klemmen wir auf der Rückbank. Es gibt keine Ritze im Auto, in der nicht ein Beutelchen, ein Fläschchen, ein Bündelchen oder irgendetwas anderes klemmt oder steckt – nur noch knapp 1000 km bis zum Ziel. Den Hänger haben wir in der schwedischen Werkstatt gelassen und müssen ihn wohl auf der Rücktour wieder abholen.

 

   

21.06.08/immer noch unterwegs: Die Jungs geben ihr bestes, so weit zu fahren wie es nur geht. Eigentlich wollten wir ja schon fast an de norwegischen Grenze sein und uns noch im Hellen einen Standplatz für die Zelte suchen, die Hängergeschichte hat uns aber fast 5 Stunden gekostet. Auch wir sind tapfer, halten mit schmerzverzerrten Gesichtern recht lange durch. Gegen 2 Uhr morgens ist die Müdigkeit so groß, die Knochen so lahm, dass wir in einen Feldweg einbiegen und doch die Zelte aufschlagen. Es ist sehr windig, arschkalt und kaum erholsam – aber ein paar Stunden ausgestreckt liegen können, ist auch etwas wert. Weiter, weiter dem Ziel entgegen, ein paar Pipipausen, ein Frühstücksstopp,die Hardangervidda durchquert, Fähre gerade noch erwischt und nach nur einmal kurz verfahren Ziel erreicht. Magne, den Vermieter angerufen, der uns sehr nett alles erklärt.

Alles auspacken, Zimmer verteilen, Betten beziehen (auch für die lieben Kleinen), Gulasch + Nudeln zum Abendessen, Karten spielen und nebenbei Fußball (über Internet- extra Slowmotion bis Stillstand) geguckt – schlafen (wie Tote).

  

22.06.08/erster Tag: halbwegs ausgeschlafen, Frühstück, Wetter? Wetter ist o.k. heiter, nicht zu warm, nicht zu kalt: wandern.
„Folge dem gelben Steinweg“ oder den Ideen des weisen André (im Folgenden nur noch der Weise genannt Anm. d. Red.).
Erster Weg – leichte Steigung, etwas steinig und schöne Aussicht, aber genau das war's auch. Weiter sollte der Weg auch gar nicht führen. Ca. 200 m über uns soll der Wanderweg sein (lt. GPS und dem Rat des Weisen). Zweiter Weg, anspruchsvoller Anstieg, der uns über Gestrüpp, eingeknickte Zäune und umgestürzte Bäume auf den Wanderweg bringt. Hoppsassa und Trallala – wir wandern ja so gerne … Es ist wirklich schön – nur die Spitze der kleinen Landzunge, um die wir herum wandern wollten, zeigt sich nicht – ach, doch jetzt … Aussicht prima – Rücktour?

Ja, aber nicht auf dem gleichen Weg, dem Wanderweg, das sei zu langweilig, meint der Weise. Nur ein leichter Abstieg, dann wäre ein schöner Wanderpfad erreichbar. Wir stolpern und rutschen fast senkrecht etwa 200 m abwärts, umrunden einen kleinen Felsvorsprung und erreichen doch noch den Pfad, der nun wirklich schön ist. Vorwärts immer, rückwärts nimmer – wir traben nun einen bequemen und schönen Wanderweg entlang, der schließlich auf die Straße mündet, die uns wieder zum Häuschen führt. Unterwegs treffen wir noch Magne, erzählen von unserer Tour und er meint nur grinsend, dass nicht viele diesen Weg nähmen. Wir sind Helden!

  

Nach dem sehr späten Lunch wollen die Jungs das Boot ausprobieren. Sabrina will mit – in drei paar Hosen und zwei Jacken gestopft, ist das zumutbar. Ich will mein Buch zu Ende lesen. Feucht, aber nicht durchgefroren kommt die Bande zurück – Abendessen, üblicher Ausklang bei Spiel (heute UNO) und Standbild-Fußball übers Internet.

23.06.08/zweiter Tag: gut geschlafen, etwas steifes Genick, weil die Betten weich wie ein Hängematte sind. Ausflug nach Ulvik, Einkauf noch fehlender Lebensmittel, Suche nach einer Apotheke (Kinesiologisches Tape löst sich und muss mit Hansaplast fixiert werden). Als wir für viel Geld doch im Supermarkt eine Rolle gekauft haben, kommen wir an der Apotheke vorbei – direkt gegenüber vom Supermarkt, in dem wir gerade eingekauft haben.

Die Jungs versuchen ihr Anglerglück noch einmal. Sabrina beschäftigt sich geduldig mit der mitgebrachten Satellitenschüssel, um endlich ein Programm zu finden, so dass uns das Deutschlandspiel nicht durch die Lappen geht. Es ist auch geglückt, sie hat den Satelliten gefunden, der Mittwochabend ist gerettet. Ansonsten hat uns der rührige Magne auch schon an ein Hotel verkuppelt, wo wir, wenn wir denn auch was tränken, gerne Fußball schauen könnten.

Männer kommen zurück – (2 Knurrhähne, 2 Tintenfische, 1 Dorsch, 1 Scholle und 2 Leng) nur 1 Leng ist groß genug, der wird auch gleich zur Vorspeise (hätte sich das Tier vor zwei Stunden nicht träumen lassen). Der Gurkensalat, den ich vorhin gemacht habe, passt gut dazu. Hauptgang werden heute die Paprikaschoten und Reis. Sabrina will mit André am Steg angeln, ich wollte noch ein bisschen Yoga machen und Bastian „jappien“.Angeln brachte nichts. Die Vormieter schrieben uns alles Gute ins Gästebuch und wir sollten bei schlechtem Wetter doch Mensch ärgere dich nicht spielen. Würden wir ja gerne , aber keins da. Also basteln wir selber, Würfel sind ja da. In Ermangelung von Papier bemalt Sabrina einen Abwaschlappen. Funktioniert prima, wir amüsieren uns köstlich.

 

24.06.08/dritter Tag: Heute geht's nach Voss. Eigentlich wollten wir nach Bergen, da aber morgen gutes Wetter sein soll, wollen wir nach Flam. Das sind auch 2 Stunden zu fahren, da sind André die 2,5 Stunden Fahrt nach Bergen zu viel. Also nur die knappe Stunde nach Voss und zum Twinnefossen. Mal schauen, ob wir hier für Sabrina Wanderschuhe bekommen. Dank großer Anzahl an Geschäften, gibt es nicht nur Schuhe für Sabrina, sondern auch noch eine Wetterjacke, eine Treckinghose und Hüttenschuhe für Mama, eine Jacke für Sebastian – nichts für Papa, weil er sich ohnehin nicht entscheiden kann. Unterwegs wird angehalten, Wanderschuhe ausprobiert (sind nicht wasserdicht, jedenfalls nicht von außen nach innen). Viel zu wenig Bewegung und doch scheinen alle irgendwie müde und fertig zu sein. Auf Drängen von Sabrina geht es noch einmal raus zum Angeln. Die wasserdichten/regenresistenten Klamotten reichen sowieso nur für drei, also bleibe ich freiwillig zurück, mache Yoga und lese ein bisschen. Die Sonne guckt immer wieder durch die Wolken, aber schon wenige Minuten später pladdert es wie aus Eimern – nix zum Wandern oder spazieren gehen. Das hatte ich mir nicht so vorgestellt. Die Angler kommen zurück. Sabrina hatte einen Dornhai erwischt, aber das Hochkurbeln ist ihr wohl nicht so leicht gefallen. Die Jungs haben geholfen, aber trotzdem haben sie das Tier wieder zurückgesetzt (nach dem Foto).

  

Auch das Wetter hat sich nun beruhigt – fast 21 Uhr – strahlender Sonnenschein. André, Sabrina und ich brechen zu einem Abendspaziergang auf, wollen ins nächste Dorf. Wir kommen gut voran, stehen aber dann vor einem Tunnel. Die mag ich gar nicht, aber der ist noch zu verkraften. Wir verlassen die Straße und laufen neben dem Tunnel die alte Straße entlang, die sich die Natur langsam zurück erobert. Auch hier Tunnel – unheimlich. Irgendwann haben wir alle keine Lust mehr und kehren um. Erst jetzt merken wir, wie viel wir zurückgelegt haben. Wir schnüffeln noch in alten Bootshäusern herum und nehmen von dort aus den alten Wanderpfad, immer in Ufernähe. Gegen 23 Uhr sind wir zurück – noch immer scheint die Sonne.

25.06.08/vierter Tag: Früh aufstehen, denn heute wollen wir einen großen Ausflug machen – Flámbahn fahren, und von Myrdal aus absteigen (so um die 21 km). Bastian kommt missmutig zum Frühstück, hat keinen Bock mitzukommen, trabt wieder ins Bett. Wir anderen drei frühstücken, machen uns Reiseproviant fertig, fahren ab. Es ist wie immer beeindruckend an schroffen Felsen vorbei, viele Wasserfälle, die wir sehen können und eine Menge Campingplätze. Auch hier boomen jetzt Tourismus und Kommerz. In Flam angekommen, müssen wir einen Zug später nehmen als geplant, weil gerade ein größeres Kreuzfahrtschiff eingelaufen ist, 230 Passagiere ausgespuckt hat, für die vorgebucht war. Wir bummeln durch die Läden, durch das Flámbahnmuseum, trinken Kaffe und verpassen noch fast den 11-Uhr-Zug. Wir finden schöne Plätze im Zug und bestaunen wie alle anderen Gäste eine unglaublich herbe, aber auch schöne Landschaft, durchzogen von riesigen Wasserfällen, Schluchten, denen man die letzten Steinlawinen noch ansieht. An der Wechselstelle, wo man auf den entgegen kommenden Zug wartet, gibt es rund 30 Minuten Zwangshalt, weil es auf der Strecke Bergen-Oslo (man kann von Myrdal aus zusteigen und weiter nach Bergen oder Oslo fahren) eine Verspätung gibt. Die Züge warten hier noch aufeinander. Myrdal ist völlig unspektakulär und wir ziehen los, wollen unsere 21 km Abstieg starten.
  
  
Zunächst ist der Weg recht steil und voller Geröll. Aber es gibt so viel zu sehen und zu fotografieren. Magne hatte uns vorgewarnt, dass es auf den Wanderwegen voller Touristen sei, aber trotz des wunderschönen Wetters treffen wir verhältnismäßig wenig Leute, Hin und wieder ein Pärchen, eine kleine Gruppe Radfahrer, ein paar Biker. Immer wieder halten wir an, um uns umzusehen, zu fotografieren, zu staunen. Es gibt so viel in der Natur, was das Auge fesselt, riesige abgestürzte Felsbrocken, die mitten im Gebirgsbach liegen geblieben sind, immer wieder Wasserfälle/Kaskaden, kleine Bergseen und eine überwältigende Pflanzenwelt (ganz viele Anemonen), die man in dieser rauen Landschaft gar nicht vermuten würde. Ein einziges Mal stoppen wir etwas länger, machen ein Päuschen auf einem kleinen Felsvorsprung über einem kleinen See, der sich vom Fluss aus dort im Tal angestaut hat. Weiter, bevor der Körper auskühlt oder sich zeigt, dass wir nicht so ohne weiteres 21 km bergab traben können, ohne dass sich Füße, Knie, Oberschenkel bemerkbar machen. Nach fast fünf Stunden sind wir wieder in Flam, schauen zu, wie zwei große Schiffe auslaufen, gönnen uns noch ein Eis und fahren zurück.
  
Sebastian hat sich mit dem Grill abgemüht und fast alles vorbereitet. Nun noch schnell den Minifernseher + Sat-Schüssel hergerichtet, damit wir nebenbei noch Deutschland-Türkei anschauen können. Das Spiel ist eigentlich grottenschlecht, zum Schluss fast dramatisch – Deutschland ist im Finale.
Das war ein Tag nach meinem Geschmack – es darf ruhig mal ein wenig anstrengend sein – dann schläft man noch besser.

26.06.08/fünfter Tag: Viertel vor Acht – Handy brummt. André wusste nicht, dass der Wecker auch bei abgeschaltetem Telefon funktioniert. Egal, in der Hängematte kann ich sowieso nicht mehr liegen, stehe also auf, mache mich gewohnheitsmäßig an die Vorbereitung des Frühstücks. André verbessert meine Einträge und macht weiß ich was noch am PC – super (mir schwillt der Kamm innerlich). Als ich fast fertig bin, kommt auch André zum Frühstückstisch, einige Minuten später tippelt Sabrina die Treppe herunter und gesellt sich zu uns.
Heute soll der „Gammeltag“ sein, jeder geht dann so den Dingen nach, die er gern macht.
Noch scheint die Sonne, weht kein Lüftchen. „Ententeich“, bemerkt Sebastian, der jetzt auch zu uns herab steigt. „Dann fahren wir ‚raus!“, beschließen die drei. Ich trabe mit der Yogamatte ab- herrlich bei dem Wetter in der Natur.
Die drei sind weg und es fängt an zu regnen. Ich gehe ins Haus, bin unruhig, kann mich nicht auf das Lesen konzentrieren.
Als die Bande zurückkommt, wird erst einmal ein Häppchen gegessen. Die Kinder wollen eigentlich Mensch-ärgere-Dich-nicht spielen, aber so richtig Lust hat doch niemand. André liest ein paar Seiten, wird müde, schläft ein. Beide Kinder haben sich in ihre Kemenaten zurückgezogen. Ich lese, aber so richtig komme ich nicht voran. Es hat aufgehört zu regnen – ich ziehe mich an, jetzt könnten wir raus. Andre hat keine Lust, also ziehe ich allein los, laufe die Straße hoch und biege in den Wald ein, entdecke im Wald einen kleinen Pfad, der auf einen Holzplatz führt. Von dort führt ein Weg weiter in das Dorf – so schnell? Tatsächlich – das ging aber fix. Jetzt suche ich einen Weg zurück, der auch kürzer als die lang gezogene Straße sein darf. Ich geh quer über die Wege zwischen den Feldern der Gärtnerei und komme am Kartoffelfeld wieder auf die Straße, die zu unserem Haus führt. Der Weg zieht sich, mir kommen kurz Zweifel, ob ich mich nicht doch verlaufen habe. Alles o.k. – da ist der Erdbeerhof, rechts die Straße, in der die Fahrräder herum lagen (mittlerweile nur noch eins von dreien). Geschafft. Sabrina steht mit André am Steg und angelt. Sebastian winkt mir aus seinem Fenster zu. So langsam legen wir los, um unser Abendessen zu machen – viel zu viel gegessen … Jetzt noch einen Abendspaziergang. Ja, einen kleinen Rundweg habe er gefunden, meint André. Die Kinder haben keine Lust, bleiben im Haus. Es ist eine schöne Tour (natürlich haben wir erst einmal wieder den falschen Weg genommen, was aber nur für André unangenehm ist, da er mit den dünnen Tunschuhen über die nasse Wiese muss. Das läuft sich gut, wir müssen ein paar Weiden überqueren, die Jungbullen sind mir nicht geheuer, stellen etwas konsterniert fest, dass alte Autoreifen, ja ganze Autos einfach im Wald abgestellt werden – interessiert niemanden. Wir treffen unterwegs also einen alten Volvo, ein Boot, einen alten Toyota-Bus, mehrere Autoreifen, viele Jungbullen, einen Bauern und eine Bäuerin. An der unteren Straße wieder angekommen, traben wir an einer Kirschenplantage zurück. Sabrina hat es im Haus nicht ausgehalten und hat eine kleine Scholle gefangen – prima. Die wird morgen gebraten. Noch ein bissel lesen, Fußball (unseren Gegner fürs Endspiel) gucken und ab ins Bett.

  

27.06.08/sechster Tag: Wir lassen uns heute von der Sonne wach kitzeln, Frühstück gemütlich. André hat oberhalb des Örtchens einen interessanten Rundwanderweg auf der Karte gefunden, nur 7 km – das wollen wir heute angehen. Außerdem müssen die Vorräte ergänzt werden. Wir trödeln so langsam dahin und machen uns mit kleinem Proviant auf den Weg. Wir quälen das Auto bis auf etwa die Hälfte der Höhe und wollen parken und weiter laufen. Leider hat sich das Wetter wieder gedreht – es fängt an zu nieseln. Ach, Mist – wir haben den Almöhi nicht gefragt, der die Wiese mähte. Er ist sauer, würde uns zwar missmutig erlauben, das Auto stehen zu lassen, was uns wiederum zu blöd ist. Sebastian bietet sich an, das Auto ins Tal zu fahren (so kann er sich mit leichterem Gewissen vor dem Wandern drücken, ihm tut ohnehin alles weh).

Wir zieren uns ein bisschen, traben dann aber doch ohne Basti los, folgen dem Weisen und seinen Anweisungen, landen natürlich zunächst einmal auf der völlig falschen Seite des Wegs, laufen durch hohes Gras zurück, finden dann doch den richtigen Weg. Oh, witzig – ein Schafspfad. Wir klettern mutig über Geröll, kleine Felsen, rutschen auch hier und da mal aus, erreichen aber doch noch den Gipfel und können eine herrliche Aussicht genießen, denn extra für uns hat die Sonne die Wolken ein wenig auseinander geschoben und gönnt uns die freie Sicht. Wir kämpfen uns wieder abwärts, treffen unterwegs den Almöhi wieder, der dieses Mal fast freundlich grüßt (zumindest für seine Verhältnisse). Wir ordern Sebastian, da es nun doch schon wieder kräftiger regnet, pflücken am Wegrand ein paar wilde Erdbeeren und steigen ins Auto, das uns wieder hinunter in den Ort bringt. Die Summe, die am Kassendisplay aufleuchtet haut mich fast aus den Schuhen. Bastian hat seine Biervorräte nachgefüllt, Sabrina Zigaretten gekauft, ein bissel Obst (Äpfel + Bananen), ein Stück Butter, 3 Cola, ein bisschen Naschkram, Ansichtskarten + Briefmarken und da wird eine Summe aufgerufen, dass ich schon glaube, Teilhaber des Ladens geworden zu sein. Zu Hause wird ein Käffchen gekocht, Eis und ein paar Kekse gegessen. Sabrina ist langweilig und sie überredet Sebastian mit ihr angeln zu fahren. André "stippt" ein bisschen (erfolglos) am Steg, ich bin mit Sack und Pack dabei, lese bis mir zu kalt ist. Wir bereiten das Abendessen vor und überlegen wie wir die Basti und Bini verständigen können. Doch da knattert schon das Boot und die beiden landen an. Sabrina hat vier schöne Rotbarsche gefangen. Gleich nach dem Abendessen will sie wieder los. Dieses Mal mit André – vielleicht ist es der Ehrgeiz, der ihn treibt. Basti geht es nicht gut, er kann vor Schmerzen kaum krauchen, legt sich ins Bett und „jappiet“. Ich lese ein bisschen, mache ein bisschen Ordnung. Mal sehen, was die zwei mitbringen. Gar nicht so schlecht, zwei Lumpen und Rotbarsch. Das wird stolz gereinigt und eingefroren.

  

28.06.08/siebter Tag: Heute Kinder, wird´s was geben … Oh, mein Gott, Nebel in den Bergen – da wollten wir doch hoch. Wir frühstücken erst einmal in Ruhe. Ich frage André, welche Alternative statt des Aufstiegs zum Bergsee in Frage kommen könnte, bekomme aber wie so oft keine Antwort. Ich schnappe mir die Yogamatte und lege los – morgens ist das einfach herrlich. So nach und nach trollen sich auch die Kinder aus dem Bett, frühstücken draußen. Der Nebel hat sich verzogen, die Sonne lacht – ab marsch! Wir fahren mit dem Boot auf die andere Seite des Sees und suchen den schmalen Pfad, den Magne beschrieben hat. Wanderführer André und sein schlaues Navi stellen erst einmal fest, dass die Batterien fast leer sind. Wir steigen, steigen, steigen, doch laut Navi, das nun frische Batterien hat, gewinnen wir kaum an Höhe. Bei den steinigen und rutschigen Wegen wird uns ganz bange, weil wir hier ja wieder herunter müssen. Höher, immer höher hinaus, kleine Steintürmchen weisen uns den Weg. Wir haben die Baumgrenze erreicht und können einen herrlichen Ausblick auf die Spielzeuglandschaft unter uns genießen. Doch noch sind wir nicht am Ziel – nur noch dieser kleine Berg – dahinter sollte der See zu finden sein. Blöd nur, dass wir den Weg irgendwie verpasst haben und sich hier die Reste von Schnee verflüssigt haben, so dass wir über quietschnasses Moos und aufgeweichte Wiesen tapsen. Quietsch-quatsch, da gibt es auch schon die ersten nassen Füße, erst Sabrina, dann ich. Unsere Schuhe sind nur halb hoch, da läuft das Wasser dann ganz bequem von oben herein. Aber hier von dieser Bergspitze aus, haben wir nicht nur den Überblick über drei Fjorde, sondern sehen auch schon in der Ferne unser Ziel – zwei Bergseen, eingeschlossen zwischen Felsen, in denen noch ein paar Schneereste kleben. Auch ein paar Hütten gibt es hier – da müssen wir hin, tönt der weise André. Warum erschließt sich nicht ganz, aber wir dackeln hinterher. Schöner Weg – nass, steinig, lustig. Nach gefühlten 5 km erreichen wir die Hütten, die der Weise neugierig in Augenschein nimmt. Hier oben lässt auch Magne öfter mal seine Seele baumeln. Wir Helden haben statt der von Magne prognostizierten 2 ganze drei-ein-halb Stunden für den Weg gebraucht. Sabrina und ich suchen uns einen trockenen Felsenrest, ziehen Schuhe und Strümpfe aus, legen diese in die Sonne zum Trockenen. Herrlich – zwischen Felsen mit Schnee kann man sich in Slip und BH sonnen. Sabrina tapst vorsichtig in den See, um eine leere Wasserflasche zu füllen, auch ich fülle eine der leeren Flaschen mit dem klaren Wasser aus dem Bergsee. Die Jungs sind mit der Angel los gezogen – Forellen soll es hier geben. Auf unserem Felsen versuchen wir, es uns so bequem wie möglich zu machen, um in der Sonne ein wenig dösen zu können. Plitsche-platsche, eine ungeschickte Bewegung hat die gefüllte Wasserflasche in Bewegung gesetzt, die nun in den Bergsee plumpst. Kein Problem, wird wieder herausgeholt, denke ich, und wate in den See. Das Wasser ist so eiskalt, dass es mir die Beine fast abschneidet und tief … Das hätte ich gar nicht vermutet. Weil das Wasser so klar ist, verschätzt man sich ganz schön. Abwarten bis der Wind die Flasche nahe genug an das Ufer treibt. Zwei, drei noch ein paar Schritte, Schmerz ignorieren, Arm ausgestreckt – Flasche gerettet. Brrrrrrrrrrr – eiskalt. Ich habe Gänsehaut bis an die Haarwurzel, renne ein bisschen umher, um wieder warm zu werden. Wir liegen wieder auf dem Felsen in der Sonne und schauen zu, wie sich die Forellen sonnen und ab und zu springen. Bei den Männern scheint es nicht so gut zu laufen. Nach einer ganzen Weile kommen sie doch mit zwei kleinen Forellen zurück. Wir essen unseren mitgebrachten Proviant auf, laufen noch ein bisschen um den See herum, André inspiziert noch eine Hütte, Sebastian stippt noch einmal im zweiten, etwas größeren See, dann treten wir den Heimweg an. Bis zur Bergkuppe läuft es ganz zügig. Foto-Shooting, trinken + ein paar Kekse, dann kommt der Abstieg oder Abrutsch oder … Die Befürchtungen, die uns beim Aufstieg beschlichen haben, werden brutale Wahrheit. Wie viele Muskeln hat ein Bein? An wie viel Stellen kann ein Knie oder ein Fuß wehtun, wie oft kann man umknicken bevor der Knöchel bricht? Nach gefühlten 6 Stunden und 20 km (in Wirklichkeit sind es knapp über drei Stunden und nicht einmal 2 km) erreichen wir das Boot, werfen uns hinein und fahren zum Haus zurück. Puh, das war eine schöne Tour. Aber, wenn mich jetzt jemand bitten würde, noch ein paar Schritte zu laufen, würde ich scheuen wie ein Pferd. Entgegen jeder anderen Gewohnheit gehe ich nach dem Abendessen relativ schnell ins Bett und bekomme gar nicht mehr richtig mit, was die anderen machen.

  
  

29.06.08/achter Tag: Viertel nach Sieben – ich bin putzmunter, kann wieder einmal nicht mehr liegen (die Hängematte!). Entgegen allen Erwartungen habe ich kein bisschen Muskelkater, fühle mich pudelwohl. Ich bereite das Frühstück vor, André kommt dazu. Sein erster Schritt geht zum PC – grrrrrrrrrr, wie ich das hasse. Er gesellt sich dann doch noch zu mir, wir machen unsere Brötchen fertig und frühstücken draußen. Noch scheint die Sonne. Auch Sabrina kommt nun zu uns, leidet sehr, Hüfte und Fuß sind wohl sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Obwohl heute Sonntag ist, wird die Waschmaschine angeworfen. Eigentlich habe ich genug mit, müsste nicht waschen, hänge aber an dem einen oder anderen Stück und gebe es dazu. Wir sitzen noch ein wenig draußen, trinken Kaffee (ich genehmige mir ein Eis) und lesen. Sebastian will angeln. Die anderen beiden wollen mit. Ich werde gefragt, ob ich mit will, aber so richtig Lust habe ich nicht. Ich könnte auf dem Boot lesen, aber es soll auch bald regnen und mein Hausfrauenehrgeiz sagt mir, bevor die Wäsche nicht fertig ist, geht es nirgendwo hin. Es regnet tatsächlich, ich nehme die Wäsche, die ich draußen trockenen wollte, rein, setzte die letzte Maschine an und lese wieder. Irgendwann werden die drei ja wohl zurückkommen. Sind da, haben einige Fische gefangen, die sie sauber machen und einfrieren. Jetzt noch das Abendessen und dann wieder der mühevolle Aufbau des Minifernsehers, damit das Endspiel der Europameisterschaft verfolgt werden kann. Ich kann und will nicht hinsehen.
Verloren, wir „besaufen“ uns und gehen ins Bett.

30.06.08/neunter Tag: André hat vorgeschlagen nach Tyssedal zu fahren. Dort gibt es einen Staudamm, ein Kraftwerk, das zu besichtigen ist. Eine alte Bergbahn soll steil den Berg hinauf fahren und oben soll es einen schönen Wanderweg geben, der auf die Trollzunge führt, einen in den Fjord hineinragenden Felsvorsprung. Wir strengen uns an, pünktlich los zu kommen. Aber so richtig gut liegen wir nicht in der Zeit. Wir kommen an, entdecken die Bergbahn auch, daneben noch eine Art Bauzug, der steil hinauf führt, aber nichts, was sich bewegt. Auf dem Schild lesen wir, dass die Bahn automatisch führe und nicht für den Publikumsverkehr freigegeben ist. Ein Pärchen, das wir vorhin beim Wandern überholt haben, probiert auch ein paar Knöpfe, bringt aber auch nichts in Bewegung und macht sich auf den Weg, um die steile Treppe zu erklimmen. Nö, nö, nö – das machen wir aber nicht, auf Aufstieg sind wir nicht eingestellt. Es muss noch einen Wanderweg geben, der hinauf führt, aber wir (Basti, Bine und ich) sind nicht so in Stimmung, um auf über 1000 m zu steigen.
André fügt sich murrend, überzeugt uns wenigstens über den Staudamm zu laufen und die Umgebung zu erkunden. Jou, wir traben an, entdecken noch eine Touristeninformationstafel, die einen gemütlichen 1,5-Stunden-Weg zu einem Bergesee verspricht. Das werden wir schon packen, denken wir. Aber gemütlich ist es nicht gerade, es geht bergan, über Stock und Stein, über matschige Wiesen (hier hat man wenigstens für uns blöde Touris eine Art Leitern über den Matsch gepackt. Der Weg ist gar nicht so schwer, aber wir maulen, weil wir eben nicht auf „Steigen“ eingestellt sind. Als Sabrina dann auch noch das Knie und der Unterschenkel sehr weh tut, kehren wir um (unten an der Karte erkennen wir, dass es kurz vor dem Ziel war – Sch..). André fährt mit uns nach Odda, dort soll es ein Lachsmuseum geben.

Wir lassen das Auto stehen und laufen in die kleine Stadt, um nach ein paar Sehenswürdigkeiten zu suchen. Städte haben den Vor- und Nachteil, dass es dort auch Geschäfte gibt. In dieser kleinen Stadt sogar sehr viele und die Angebote sind verlockend. Sabrina und ich vergessen das Lachsmuseum und sind schon mitten in den Kleiderständern verschwunden. Anfangs macht André noch mit, weil er eine Hose gesehen hat, die ihn interessiert und ich eine preiswerte (aber weiße) Softshelljacke. Auch Sebastian hat eine sehr hübsche, nicht allzu teure Jacke gefunden. Wir überzeugen ihn, sich auch noch eine Outdoorhose zu kaufen, ebenfalls schwarz. Passt, sieht gut aus – wird genommen. Ich habe viel schönere Softshelljacken gesehen, die aber wesentlich teurer sind als die weiße, die ich in der Hand habe. Was tun? Die weiße überzeugt mich nicht mehr, die hübschen sind mir zu teuer – ich brauche die Jacke doch nur zum Laufen, eventuell in Schleiden. Ich hänge die Jacke wieder weg. André hat dafür nur ein Kopfschütteln übrig. Weiter – wonach wollten wir suchen? „Bssssssssst – gelöscht“. Vor einer kleinen Boutique sehe ich eine niedliche Handtasche – überlege lange, kaufe sie dann aber – ist mit 99 NOK auch wirklich nicht zu teuer, ernte Spott von André, weil sie Motive aus London und New York auf dem Label hat. Geschenkt. Ach ja, und hier ist auch der Supermarkt – wir brauchen ja nicht viel, könnten es doch gleich von hier mitnehmen. Missmutig trabt André mit uns durch den Supermarkt, platzt fast, als er Sebastian mit einem Einkaufswagen mit 24 Bier anrollen sieht. Als wir vor dem Supermarkt umständlich ans Einpacken gehen und laut überlegen, ob wir uns nicht noch ein Eis holen sollen, schlägt Sabrina vor, dass Basti doch das Auto herholen könne, damit wir den Kram nicht durch die ganze Stadt schleppen müssten. Als Bastian in gewohnter Weise erst einmal herum diskutiert, er wisse ja gar nicht wo das Auto stünde und wenn er es denn fände, würde er garantiert den Weg hierher nicht finden, platzt André der Kragen. Er zischt uns kurz zu, dass wir in Ruhe packen und zum Auto laufen könnten, er würde sich in der Zwischenzeit Geld holen und irgendwo Kaffee trinken gehen. Jetzt ist die Stimmung am Boden. Wir buckeln das ganze Zeug zum Auto und müssen auf dem Parkplatz hocken bis André kommt. Wir fahren los in Richtung Ulvik, nehmen dieses Mal eine andere Fähre. Die Stimmung ist hoch geladen. Sebastian bemüht sich immer wieder, mit André ins Gespräch zu kommen, der aber immer nur murrende Antworten gibt. Auch beim Abendbrot und danach bessert sich die Stimmung nicht. Auf meine Frage, was für morgen ansteht, bekomme ich zur Antwort: „Was ihr macht, weiß ich nicht, ich suche mir etwas heraus, was mir Spaß machen könnte … und nach Bergen fahre ich auch nicht mehr. Ihr könnt aber das Auto nehmen.“ „So!“ und „Bäh!“, sagt er nicht, er stampft auch nicht mit dem Fuß auf, aber genau das würde jetzt passen. Das ist Sabrina jetzt zu doof, sie setzt sich zu ihm, gemeinsam tüfteln sie, suchen herum, finden im Internet einige Sachen, die in Bergen wirklich interessant sind und ganz nebenbei noch ein paar schöne Wandertouren. Die Lage harmonisiert sich wieder. Wir freuen uns auf einige schöne Touren und den Ausflug nach Bergen.

 

01.07.08/10.Tag: Heute soll das Wetter wechselhaft sein. Davon ist aber Gott sei Dank nichts zu merken. Wieder wollen wir Wandern, Magne hat erzählt, dass es knapp hinter Eidfjord eine schöne Wanderstrecke zu einem Wasserfall, einen steilen Weg auf einen Gipfel und einen noch besseren Auf- bzw. Abstieg zu diesem Gipfel gäbe. Rauf geht es zu jeder vollen Stunde– wir sind ein paar Minuten nach 10 da und trauen uns nicht, die schmale Straße hinauf zu fahren, fahren also in den Wald, stellen das Auto ab und begeben uns auf die Suche nach dem Weg zum Wasserfall. Diesen Weg finden wir auch bald, er läuft sich gut, ist mit Walderdbeeren gesäumt und wahrscheinlich brauchen wir nur so lange bis zum Wasserfall, weil Sebastian und ich immer wieder zum Naschen stehen bleiben. Wir klettern über einige Steine, bauen unsere Türmchen, fotografieren, traben wieder zum Auto, fahren wieder zum Aufstieg und stellen uns an, denn die volle Stunde ist nicht ran. Hinter uns hält ein Pärchen aus Köln auf einem Roller. Danach kommt ein Ford aus dem Siegerland/Königswinter angebraust und drängelt sich vor – Blödmann. Die kleine Kolonne setzt sich in Bewegung. Wir fahren in dem stockfinsteren 2,5 km langen und steil ansteigenden Tunnel langsam, warten sogar ab und an auf die Kölner auf ihrem Roller. Der macht die starke Steigung mit seinen 125 cm³ ganz gut mit, ist aber im Verhältnis zu unserem starken Diesel langsam, schlimmer ist aber, dass die beiden mit ihrem Funzelchen nichts sehen können. Oben angekommen bedanken sich die zwei bei uns und geben zu, dass ihnen im dunklen Tunnel ziemlich bange war. Wir klappern hier oben alle angepriesenen Aussichtspunkte ab und versuchen den von Magne beschriebenen Abstieg zu finden, der laut Magnes Prophezeiung Grenzerfahrung bringen soll. André behauptet, der Abstieg sei direkt unterhalb der Wiesen, die zu den zwei Privathäusern gehören, die hier oben stehen (was auch stimmt), aber ich mag einfach nicht über den Hof und das Grundstück der Leute laufen, noch dazu, wo sie doch Schilder mit dem Hinweis „privat“ aufgestellt haben. Da André und ich uns entschieden haben, den Abstieg zu wagen, durchschreiten wir zunächst etwas umständlich ein kleines Wäldchen, müssen dann doch über die Wiese, kommen schließlich auf den gut markierten Weg und steigen ab. Boah, nicht gelogen Magne! Dieser Weg ist echt eine Herausforderung, besonders, wenn man nur 1,60 m groß ist und die Beine nicht allzu lang sind. Ich habe mir ein Stöckchen gesucht und komme ganz gut zurecht, spreche mir unterwegs immer wieder gut oder eben etwas zynisch zu, tapse hinter André hinterher – funktioniert gut. André kritisiert meinen zugegeben etwas instabilen Wanderstab, warnt mich, mich nicht mit dem ganzen Gewicht auf die morsche Krücke zu stützen. Ich sage „Ja, ja“ und tapse weiter. Wir treffen ein junges Pärchen, das uns von unten entgegen kommt. Sie fragen uns wie weit es noch bis oben sei. André schaut aufs Navi, meint grinsend, dass es nur etwa dreihundert Meter nach oben seien. Ich füge an, dass es gefühlt 12 km wären. Wir lachen und ziehen weiter. Die beiden nach oben, wir nach unten. „Seid vorsichtig!“, ruft uns die Frau noch hinterher. Knapp 150 m, verstehe ich warum, ich rutsche links auf einem nassen Stein aus, finde mit rechts auf den rollenden Tannzäpfchen keinen Halt, will den Stock nutzen, um mich abzufangen, der auch prompt bricht, die Erdanziehungskraft wirkt am stärksten auf den Hintern, ich falle und hänge dann auf einer überstehenden Wurzel – mit dem Hintern in der Luft wie auf einer Kloschüssel. André hat einen ordentlichen Schreck bekommen, aber es ist gar nichts passiert – ich muss so lachen, kann mich vor Lachen kaum noch halten, wuchte dann das schwere Hinterteil aus der Wurzel und trabe weiter. Ein paar Meter weiter finde ich auch wieder ein ganz passables Stöckchen – weiter geht's. So eine Bissel hat sich André wohl im Weg vertan, lotst mich durch einen Busch an einem glitschigen Felsen vorbei. Hier rutsche ich auch gleich wieder aus, bekomme jetzt aber selbst einen Schreck, greife mit dem linken Arm ein wenig ungeschickt hinter mich, finde dafür rechts in den Büschen schnell wieder Halt. Ein paar Schrammen gibt das, weiter nichts – der Weg ging über uns rechts, etwas ansteigend ab (darauf hatte ich vorhin gezeigt und ein mitleidiges Lächeln geerntet). Ich hieve mich den rutschigen Hang wieder hoch, wir nehmen den richtigen Weg, balancieren am Rande eines Felsens, nur durch zwei schmale befestigte Balken gestützt, vorbei, hangeln uns steile Strecken an Seilen hinunter, müssen teilweise über Leitern in die Tiefe klettern, schrauben uns tiefer, tiefer und es macht riesigen Spaß. Über ein ausgetrocknetes Flussbett führt noch eine kleine Brücke, aber der schwierigste Teil ist offensichtlich überstanden. Ein Stückchen müssen wir noch über das steinige Ufer des Fjords nach vorn zum Kraftwerk laufen. André gibt den Kindern Bescheid, dass wir hier „abholbar“ wären. Die beiden haben das Auto ja wieder hinunter gefahren und die knapp zwei Stunden auf uns gewartet, die wir für den Abstieg gebraucht haben.
Wir fahren nach Eidfjord. Dort bummeln wir noch ein wenig durch die Souvenirshops, wo André endlich seinen ersehnten Lederhut und sogar noch ein Poloshirt findet, das ihm gefällt. Wir genehmigen uns einen Kaffe und sündhaft teuren aber sehr geschmackvollen Kuchen (Biskuitboden, Kokos, Äpfel, Backpflaumen und Sahne – lecker, vielleicht sollte ich mal nach dem Rezept googeln). Schnell noch die fehlenden Lebensmittel eingekauft und zurück in Richtung Häuschen.
Sabrina und André wollen nach dem Abendessen wieder angeln. Sebastian nicht, hat sein Angelzeug irgendwie vertütert, bekommt es wohl nicht mehr hin. Ich wollte erst mit – lesen, habe dann aber doch keine Lust, wasche das Geschirr ab, räume auf, fülle schon mal die Getränke für morgen um und schreibe an unserem Urlaubsbericht.
Angelerfolg heute ein Leng mit ca.8 Pfund und ein Pollack, gar nicht so schlecht hier hinten im Fjord.

  

02.07.08/11.Tag: Strahlender Sonnenschein weckt uns – herrlich. Wir haben uns eine Wanderroute kurz hinter Osa vorgenommen. Wir fahren die 5 km bis in das kleine Dorf mit dem Auto, stellen das Auto dort ab. Zunächst überqueren wir eine Pferdekoppel. Die beiden dort weidenden Pferde (sehr hübsche junge Stuten) kommen neugierig auf uns zu, was Sabrina und mir nicht ganz geheuer ist. André streichelt die „Damen“, aber wir sind ganz froh, das Gatter schnell schließen zu können. Der Weg führt an einem Gebirgsbach vorbei, das lebhaft mal links mal rechts neben uns plätschert. So schwer scheint der Weg gar nicht zu sein, es gibt zwar ein paar Stolperfallen, bemooste, feuchte Steine, die ganz schön rutschig sind, doch wir kommen gut voran, gönnen uns ab und an eine kleine Verschnaufpause. Dieser Weg ist einfach herrlich. Das Bächlein wird offensichtlich von dem neben uns sprudelnden Wasserfall gespeist, der hoch in den Bergen seinen Ursprung hat. Wir klettern auf ein paar Felsbrocken, die im sprudelnden Wasser stecken, um ein paar schöne Fotos zu machen – herrlich. Wir sind uns einig, den schönsten Wanderweg haben wir uns wohl für heute aufgehoben. Schade, dass Sebastian wieder nicht dabei ist. Er ist im Haus geblieben, will heute ganz in Ruhe und ohne uns angeln. Erstaunlich schnell haben wir eine malerische Hochebene erreicht, auf der ein paar Hütten stehen und sich ein wunderschöner See breit macht. Die Pause hier haben wir uns echt verdient. Doch am Rand des Tals taucht ein Hund auf, gefolgt von einem Wanderer, und noch einem und noch einem. Drei junge Kerle mit Hund – auch die drei machen hier Rast. Scherzhaft will Sabrina uns los schicken und zusehen, wie sie mit den dreien zurecht kommt. Doch so schnell sind wir nicht zu vertreiben. Die Jungs sind gut bepackt, wollen wahrscheinlich einen Platz zum zelten suchen. Die steigen tatsächlich mit dem Hund den steilen Hang hinauf, wollen wohl auf die nächste Hochebene. Ganz schön flott sind die drei, sind bald nur noch kleine Punkte. Ob die drei Naturburschen für unsere Sabrina wohl das richtige gewesen wären?!
Auch wir machen uns nun auf den Weg, wollen eigentlich noch ein oder eineinhalb Stunden aufsteigen. Ein paar verstreute Schafe, die neugierig auf uns zu gerannt kommen, beschleunigen unseren Schritt. Auch dieser Weg ist leicht zu gehen oder doch nicht??? Ein kleines brodelndes Bächlein muss überquert werden. Sabrina schafft es schließlich barfuss und landet mit halb abgestorbenen Füßen auf der anderen Seite. Auch ich will es versuchen, mag aber nicht den gleichen Weg wie Sabrina gehen, weil ich gesehen hab, wie tief das Wasser ist – das gibt bei meinen kurzen Beinen nasse Hosen. Ich probiere andere Wege, die Steine sind glatt, ich bekomme Angst, scheue wie ein Pferd, trau mich nicht. Schade! Sabrina stapft zurück. Wir warten bis die Füße trocken sind, ziehen Strümpfe und Schuhe wieder an und beginnen den Abstieg. Der arme André hat ganz schön Probleme, ist vielleicht blöd weggerutscht, sein Knie schmerzt und er hinkt merklich. Der Weg scheint gut abgetrocknet zu sein, läuft sich runter fast besser als vorhin rauf. Eine ganze Reihe von Wanderern begegnet uns, zunächst ein älterer Herr mit Hund und ein jüngeres Pärchen. Der Herr hält ein Schwätzchen mit uns, fragt, ob wir von Hallingskeid abgestiegen seien. André erklärt ihm, dass wir gar nicht so weit her sind, sondern auch aus Osa gekommen und nun auf dem Rückweg sind. Er sagte auch, das es bis zur Eisenbahn vielleicht auch schwierig sei, da noch viel Eis und Schnee auf den Bergen ist. Wir wünschen uns gegenseitig noch viel Spaß auf den jeweiligen Touren. Die nächste, die uns begegnet ist ein Frau, die bestimmt Oberstudienrätin ist – so stur wie die geradeaus trabt, kein Blick für die anderen, keine Rücksicht, kein Warten … Dann kommt wieder ein junges Pärchen … ist hier irgendwo ein Glas aufgegangen und hat Wanderer ausgespuckt? Jetzt ist der Weg endlich wieder eben und wir sind wieder an dem "Bächlein" angelangt, in dem wir nach hübschen Steinen suchen, die man vielleicht zu Schmuck verarbeiten kann. Wir finden viele Steine, die sehr hübsch sind, sammeln sie ein. Doch das Beste ist, dass der runde Stein André gefunden hat.
Noch ein Stückchen Landstraße und wir sehen unser Auto, das schön aufgeheizt in der Sonne steht. Eigentlich wollte ich mir noch die Galerie und die Skulpturen ansehen, die hier angepriesen werden. André begleitet mich und auch Sabrina schließt sich an. Galerie lehnen beide ab und der Skulpturenpark hat leider zu. Wir erhaschen durch den Zaun einen Blick auf das „Vogelnest“ (die Olympiaskulptur von Lillehammer) und machen uns auf den Heimweg.
Sebastian empfängt uns – Achtung! Indianer! Aufgebrannt ist er – rot. Gelohnt hat es sich ein bisschen – ein Dorsch und ein kleiner Tintenfisch. Wir setzen uns auf unsere Veranda, essen eine Riesenportion Eis, lassen die Seele baumeln. Ein paar Norweger kommen zum Baden, unten am Bootshaus. Sabrina hat es vorhin auch probiert, aber es war ihr wohl zu kalt. Heute hat Sabrina das Abendessen gemacht – es war lecker – wieder viel zu viel gegessen. André und Sabrina wollen wie immer nach dem Essen noch angeln. Ich soll mit, aber ich will nicht. Das ist mir zu langweilig. Angeln mag ich nicht und nur im Boot sitzen und lesen – ach nee. Als die beiden weg sind, mache ich schnell noch den Tintenfisch und die kleinen Krabben fertig, räume den Rucksack aus und lese auf der Veranda. Die Angler sind zurück, es ist viel zu warm (heute 25 °) und kein einziger Zupfer.

  

03.07.08/12. Tag: Früh aufstehen – heute ist der Großstadtbesuch – Bergen – geplant.

Die Sonne knallt schon früh morgens ziemlich warm vom Himmel. Für unsere Verhältnisse sind wir schnell fertig und fahren los. Sebastian freiwillig auf der Rückbank, denn bei 2,5 Stunden Fahrt kann man doch in Ruhe noch dösen. Ich sitze vorn und mir ist nicht wohl. Obwohl wir sehr nah am erlaubten Geschwindigkeitslimit fahren, wird mir in den Kurven übel. Ich lenke mich ab, betrachte die vorbei fliegende Landschaft, Berge, Seen, Wasserfälle und ein großes Gletschergebiet. Kurz vor Bergen drückt die Blase, aber weder Tankstelle noch irgendein Eckchen ist zu finden, wo man jetzt noch weg kann. Wir suchen uns in Bergen einen Platz im Parkhaus und ziehen von dort aus los. Ein gut gelaunter Barmann lässt mich in seiner Kaffeebar noch kostenlos aufs Klo, obwohl eigentlich 5 NOK fällig wären.Wir erkunden die Stadt weiter zu Fuß, nehmen zunächst die Falsche Richtung, landen im Universitätsviertel. Hier ist es nett, aber es gibt weder etwas zu sehen, noch Einkaufstempel. Umkehr – wir fahren weiter in die Stadt rein, tönt der Weise. So groß kann die Stadt doch aber auch nicht sein, meinen wir. Ein Blick über die Schulter anderer Touristen, die gerade einen Stadtplan von Bergen studieren, bestätigt das. Es war nur die falsche Richtung. Also wieder setzt sich unsere kleine Kolonne in Bewegung, Wir überqueren den Festplatz am Lille Lungegärdsvann, erreichen schon nach kurzer Zeit, den Fischmarkt. Wir schauen uns um, bleiben hier und da stehen. Aber das Mannsvolk treibt es irgendwo hin. Ihnen fehlt die Geduld, sich den Krimskrams anzusehen, das eine oder andere witzige Stück näher zu betrachten. Die Sonne brennt nun schon unerbittlich – André hätte gern ein „Mützchen“ oder Basecap, aber nichts, auch gar nichts entspricht seinem Geschmack. Also leidet er still vor sich hin und treibt uns weiter in Richtung Floybahn. Unterwegs durchqueren wir noch die herrlichen kleinen Gässchen des Hansaviertels – einfach wunderschön wie eine Spielzeugwelt. Natürlich fehlen hier die kleinen Boutiquen und Souvenirshops nicht, so dass Sabrina und ich dafür sorgen, dass wir nur langsam vorankommen. Floybahn erreicht, na fast, schnell schieben sich noch zwei Rentnerinnen, die eigentlich zu einer Reisegruppe gehören und nicht einmal anstehen müssten vor uns. Sebastian echauffiert sich darüber, aber wir haben nur ein müdes Lächeln für dieses (wie sich später bestätigt) typisch deutsche Verhalten übrig. Ich habe ein bisschen Bammel vor der Gondelfahrt, aber so schlimm ist es gar nicht. Das Kribbeln im Bauch vergeht schnell und in knapp 6 Minuten haben wir den Gipfel des Floyen auch schon erreicht. Herrlicher Ausblick, tolles Panorama. Ein Postkartenmotiv nach dem anderen verwöhnt das Auge. Aber ein vernünftiges Foto bekommt man kaum hin, ohne die Köpfe der anderen Touristen aufs Bild zu bekommen. Na ja, kein Wunder, dass es alle Welt nach hier oben zieht, es ist auch schön, den riesigen Hafen und die darin ankernden riesigen Kreuzfahrtschiffe klitzeklein wie auf einem Modell zu sehen. Wir gönnen uns dünnen Kaffee, aber dem Preis nach mit Goldstaub versehenen Kaffee und Apfelsaft, genießen von der Terrasse aus den Blick über Bergen. Als uns die Sonne fast wegschmort brechen wir wieder auf, begeben uns auf den kleinen Rundweg – Wegzehrung ist das überaus leckere Softeis, das es hier fast überall gibt (von vertretbaren 15 NOK bis unverschämten 25 pro Portion).
Mit der Bahn geht es nun wieder hinunter in die Stadt. Das Aquarium ist unser nächstes Ziel – Fähre? – Nö, wir laufen. Wer hat das gesagt? Der Weg zieht sich ganz schön und führt durch den „ärmeren“ Teil von Bergen – sozialer Wohnungsbau. Endlich das Ziel ist erreicht. Die Anlage ist ganz nett. Das Pinguingehege hätte etwas gepflegter sein können. Das Eintrittsgeld ist so hoch, das man locker die Seaworld in Berlin durchqueren könnte. Interessant ist es, zu sehen, was man doch alles hätte fangen können, wenn denn die lieben Fischlein zugebissen hätten. Sehr deutlich ist auch zu sehen, dass die Tierchen eine beachtliche Größe erreichen, von der die Angler träumen. Gott sei Dank sind die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum meist schlau genug, nicht auf die mit Leckerbissen lockenden Angler herein zu fallen. Wir verlassen das Aquarium, traben wieder in Richtung Fischmarkt, unterwegs füllen wir unseren Getränkebestand auf, gehen noch hinunter zum Hafen, beobachten das riesige Kreuzfahrtschiff (eine pompöse Hotelanlage, die schwimmen kann), sehen die Schlange an der Wasserrutsche oben und machen uns darüber lustig. Wir quälen uns weiter durch die glühenden Häuserschluchten und erreichen den Fischmarkt wieder. An einem Stand, wo alles noch frisch aussieht, das Eis noch nicht heruntertropft, probieren wir geräuchertes Walfleisch, das wie Schinken schmeckt – gekauft (mir macht das ein schlechtes Gewissen – aber es schmeckt wirklich gut). Wir durchstreifen die Stände auf der Suche nach einem Lachsbrötchen oder irgend einem anderen Häppchen, landen wieder an der anderen Seite desselben Stands, bestellen 2 x Lachs + Scampis + Kartoffelsalat und einmal nur Lachs + Salat, bezahlen wieder die Tagesmiete des Standes (na ja, für die Verhältnisse hier ist es mit 10 bis 15 € pro Portion noch fast ein Schnäppchen), Sebastian macht sich auf die Suche nach einer Grillwurst – das ist unser sehr spätes Mittagessen heute. Alles lecker – der Kartoffelsalat macht uns ein wenig Angst. Sebastian hat nichts davon gegessen, kann uns also im Notfall „retten“. Durch die Stadt mit ein paar Abstechern durch einige Kaufhäuser machen wir uns auf den Weg zum Parkhaus. Auch hier sind wir nach dem Bezahlen des Tickets (140 NOK) wohl Teilhaber geworden. Tank schreit, ich bin deprimiert – habe noch immer nichts Besonderes für mich gefunden. Ein Einkaufszentrum am Rande der Autobahn verspricht Abhilfe. Wir sind schon zu müde zum Gucken, Laufen. Die Tankstelle ist dicht und die Männer müssen nach einer Alternative suchen, erledigen nebenbei den letzten Lebensmitteleinkauf und die Rückgabe des Leerguts. Wir kommen mit lahmen Beinen und fast ohne „Beute“ zurück. Ich für meinen Teil will nur noch ins Häuschen zurück. André will uns noch etwas Gutes tun und hält am Wasserfall. Wir finden nicht gleich den richtigen Weg, haben auch irgendwie keinen Bock auf nichts mehr. In rasantem, nicht ganz gesetzmäßigem Tempo geht es heimwärts. So spät mag keiner mehr richtig essen und es bleibt einiges übrig – wie übrigens auch die Brote, die ich morgens für unterwegs gemacht hatte. Das Haus, das relativ ungeschützt steht, ist auf nahezu 25 Grad aufgeheizt, in den oberen Räumen wohl noch mehr. Trotzdem schlafe ich wie ein Stein, bekomme noch unbewusst mit, dass André gefühlte zwei Stunden nach mir ins Bett kommt.

  

04.07.08/vorletzter Tag: Strahlender Sonnenschein – nichts wie raus aus dem Bett. Frühstück machen, duschen. Heute soll alles gemütlich und langsam laufen. Diesen Tag wollen wir auskosten. Ein lauer Wind macht die Hitze erträglich, für Sebastian nicht, der verkriecht sich lieber in den Schatten(Sonnenbrand). André und Sabrina fahren mit dem Boot raus – was wollen die denn bei der Hitze angeln? Sebastian und ich räumen den Tisch ab, werfen den Geschirrspüler an. Ein letztes Mal Yoga auf der Wiese. Die Reste des warmen Essens müssen aufgegessen werden. Abends wollen wir grillen. Zum Abschluss haben die beiden(natürlich Sabrina) noch einen schönen Leng gefangen, der wird heute Abend in Alufolie mit Suppengrün angereichert unser Grillgut erweitern. Dann irgendwann noch ein kleiner Ausflug auf 1000 m – Carwalking heißt das. Man kann eine Privatstraße hinter Osa hinauf fahren und an verschiedenen Punkten Halt machen, herum laufen. Zu dem einen Staudamm kommt man ran, die Strasse ist halbwegs passierbar. André und Sebastian klettern auch die Mauer hoch. Auf dem See ist noch Eis, ringsum liegt noch Schnee. Manche Schneebretter sind über 2 m hoch. Wir wollen noch die andere Strasse zur nächsten Staumauer nehmen, nach 200 m ist aber Schluss. Die Strasse ist verschneit, Steine liegen mitten drauf. Keine Chance mit unserem kleinen Ford und zum laufen hat keiner mehr Lust. Wir toben noch eine Weile herum – Schneeballschlacht im Bikini – das ist doch einmal etwas anderes. Dann geht es zurück nach Hause. Hier geht es ans packen, umsichtig, platzsparend, denn der Hänger steht immer noch in Lund und wir müssen ja noch irgendwo sitzen können. Während Sebastian und André das Angelzeug reinigen und verpacken sowie die Dachbox befüllen, bereitet Sabrina den Grill vor. Abends dann grillen wir gemütlich und genießen ein letztes Mal die wunderbare Aussicht von der Terrasse.

  

 

05.07.08/letzter Tag/Rückfahrt: Aufstehen – schon früh klingelt der Wecker. Wir wollen in Ruhe frühstücken, die Betten abziehen, ausfegen, eben ein ordentliches Haus zurücklassen. Das läuft auch alles ruhig ab. Sebastian bekommt noch die Pfandflaschen auf den Schoß und mit dem „hinten durchhängenden“ Ford quälen wir uns den Berg hoch, erreichen die Fähre pünktlich, setzen über, tauschen die Pfandflaschen gegen Eis, fahren quer durchs Land, machen uns einen Spaß daraus, unterwegs noch immer ein paar Fotos aus dem Auto heraus zu schießen.
In Kongsberg gibt uns André noch eine Shopping-Chance – last call – sozusagen. Es ist nett in der Stadt – Jazzfestival. Überall klingt Musik, die ganze Stadt ist eine Festmeile. Das lädt zum Bleiben, aber André hat uns ein Zeitlimit gesetzt, das wir einhalten sollen, also fliegen wir durch die Sportläden. Enttäuschender geht es kaum noch – hässlich oder teuer – sehr teuer, das deprimiert. Ich mag nicht mehr, bin froh, wieder ins Auto zu können und weiter zu fahren.
Während der Fahrt, rechnet Andrè, der Weise, im Kopf noch einmal die Fahrzeit nach und vergleicht das Ergebnis mit dem Plan, den er sich vor ein paar Tagen gemacht hat. Irgendetwas stimmt nicht – wir haben noch sooooooooo viel Zeit. Wir könnten glatt noch eine Fähre früher nehmen, wenn sie denn passend fährt( hatten vorher beschlossen, die 3 Uhr Fähre anzupeilen und nicht mehr in Schweden zu übernachten). Die Abfahrtzeit, der frühen 22.15 Uhr Fähre lassen wir uns von Deutschland aus (Sabrina ruft dazu extra Jörg an, der das im Internet recherchiert.) bestätigen. Leider können wir telefonisch nicht umbuchen, da die auf dem Ticket angegebene Nummer offensichtlich gar nicht existiert (meint die automatische Ansage, die sich allerdings über die neue Nummer ausschweigt).
Wir versuchen unser Glück, ordern telefonisch schon die Bereitstellung des Hängers – alles klappt, die Warteschlange ist lang – aber die Fähre ist voll, nicht einmal mehr auf die Warteliste kommen wir, werden auf die 3 Uhr Fähre vertröstet. Wir fahren zurück an die Strandpromenade, kurz vor Beginn des Industriegebiets von Trelleborg, wechseln hier nun das Rad am Hänger, packen um – oh das Auto hat ja eine Rückscheibe …?! Wir essen etwas, bummeln dann die Strandpromenade entlang – schön ist auch irgendwie anders; rechts stinkt es nach ausgetrocknetem Tang, links reihen sich ein paar Lager und Fabrikhallen aneinander. Die Zeit haben wir ganz gut tot geschlagen, sogar noch getankt und knapp nach 1 Uhr können wir uns nach längerer Diskussion in die Warteschlange der "ungebuchten" einreihen. Die zwei Stunden bis zum einchecken scheinen unendlich zu sein – ein wenig Zittern, ob wir noch mitgenommen werden, dann das Zuwinken – geschafft. Mit dem Nötigsten ausgerüstet geht es in den Cafeteria-Bereich der Fähre. Hier kann man ganz gut sitzen oder auch den Kopf auf den Tisch legen und schlafen so wie es viele der überwiegend polnischen Leute tun. Überall, selbst im Kinderspielzimmer liegen/sitzen Leute und schlafen. Das gelingt uns zunächst nicht. Wir spielen ein wenig Karten, kaufen ein paar Süßigkeiten, die wir den zu Hause Wartenden mitbringen wollen, essen und trinken, dösen dann doch kurz ein, drehen ganz früh noch eine Runde an Deck und stellen uns sehr zeitig an, um schnell von der Fähre herunter zu kommen. Die Fahrt von Saßnitz nach Hause ist ein Klacks. André wird beim Fahren noch einmal von Sebastian abgelöst, kein Stau hält uns auf. Kurz vor „Noon“ erreichen wir unser eigenes zu Hause. Die Spannung fällt ab, der Urlaub ist vorbei. Sebastian muss gleich in der Nacht zu Montag wieder los, Sabrina verschwindet auch sofort, muss Montag wieder nach Frankfurt. André und ich haben noch 3 Tage um das Chaos wieder zu richten.

Trotzdem freuen wir uns auf´s nächste Mal, das Haus von Magne könnte durchaus öfter als Urlaubsziel „herhalten“. Es war großartig.


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